Ich studiere Soziale Arbeit und habe mein Praxissemester in Snehalaya absolviert. Bereits in Deutschland habe ich in die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen mit Behinderung hinein schnuppern können und war damals schon begeistert von den Fähigkeiten und von den Kräften der Kinder, ihr Leben zu meistern. Meine Zeit in Indien hat diesen Eindrücken jedoch noch einmal eins drauf gesetzt. Vom ersten Tag an in Indien und Snehalaya habe ich mich wie in einer großen Familie mit eben ein „paar“ (ca. 56) mehr Kindern gefühlt. Es war unglaublich wie herzlich die Kinder und Jugendlichen mich aufgenommen haben. Im Verlauf meines Praktikums konnte ich in verschiedene Arbeitsbereiche hinein schauen, wie zum Beispiel Physiotherapie, Schulunterricht, aber auch in das alltägliche Leben der Kinder und Jugendlichen. Alle Fachkräfte arbeiten wirklich sehr ehrgeizig, aber dennoch liebevoll und immer im Sinne der Kinder und versuchen somit den Kindern bessere Lebensbedingungen zu bieten. Es ist natürlich nicht immer leicht mit so vielen Kindern und Jugendlichen mit unterschiedlichen Behinderungen und unterschiedlichen Alters zu arbeiten, aber dennoch habe ich in den sechs Monaten keinen einzigen Moment erlebt, in dem die Fachkräfte aufgegeben haben oder verzweifelt waren. Eher im Gegenteil: man konnte das Engagement aller Mitarbeiter niemals trüben.
Durch die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen ist mir aufgefallen wie viele Fähigkeiten, Begabungen und Talente vorhanden sind und diese es wert sind sie zu fördern – auch wenn die Kinder eine Behinderung haben. Oder gerade deswegen! Leider werden Menschen mit Behinderung in Indien (und auch in Deutschland) immer noch diskriminiert und haben mit Vorurteilen zu kämpfen. Diese Vorurteile haben die Kinder und Jugendlichen aus Snehalaya für mich alle zunichte gemacht. Sie haben mir gezeigt wie stark Menschen mit Behinderung für ihren Lebenstraum kämpfen können, wie wissbegierig, neugierig und clever sie sind und wie fröhlich, lustig und lebensfroh sie sind. Diese Kinder und Jugendlichen sind in meinem Augen wirklich bewundernswert und benötigen deshalb die Hilfe von uns allen. Wir können durch unsere Hilfe und Unterstützung vor Ort, aber auch durch Spenden, helfen, den Kindern und Jugendlichen eine bessere Schulbildung, Ausbildung und damit ein besseres Leben zu bieten. Denn auch Kinder und Jugendliche mit einer Behinderung sind unsere Zukunft und sie kämpfen sehr dafür ein Teil der Gesellschaft zu werden und das unter oft sehr schwierigen Bedingungen – aber dennoch geben sie nie auf. Ich würde mir wünschen, dass ich und auch viele andere Menschen viel mehr so sein könnten wie die Menschen, die ich in meinem Praktikum kennen lernen durfte. Glücklich zu sein über kleine und einfache Dinge, immer einen Grund zu finden um zu lächeln, auch wenn einem vielleicht nicht danach ist, aufstehen und weiter kämpfen, wenn man mal hingefallen ist und über das Geschenk des Lebens glücklich sein und nicht an allem herum nörgeln – darauf kommt es doch an und da können wir von diesen Kindern auf jeden Fall noch etwas lernen.
Nicole Roppelt